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Der Silberlöffel


Ein Rundumschlag der italienische Küche oder was Italiener gerne essen.

• Verlag:

Kochbuch-Rezension

Wer wie ich auf dem Einband nach dem Autor des schwergewichtigen Klassiker der italienischen Küche schauen möchte – wird vergeblich diesen und die1500 Seiten nach einem Hinweis darauf durchsuchen. Es gibt ihn oder sie nicht. Die Autoren der ersten Ausgabe reisten quer durchs Land um die unterschiedlichen Facetten der italienischen Küche festzuhalten, dabei durften nicht nur Küchenchefs sondern auch Nonna’s & Mama’s ihre Rezepte beisteuern. Seitdem ist der Silberlöffel ein Klassiker, der in keinem italienischen Haushalt fehlen darf – oft wird er auch heute noch zur Hochzeit verschenkt.

Seit der ersten Ausgabe 1950 haben sich jedoch nicht nur die erhältlichen Zutaten und die Art des Kochens in Italien verändert, auch die regionale Küche hat sich mehr und mehr in Italien verbreitet und andere Länderküchen verstärkt Einfluss auf die Koch – und Backvorlieben der Italiener genommen.

Dies alles spiegelt sich alles in den aktualisierten Auflagen wieder, die letzte und Basis für die deutsche Übersetzung, aus dem Jahre 1997. Wie so üblich wurde der Silberlöffel nicht nur ins deutsche übersetzt, es wurden auch die Zubereitungsart detaillierter dargestellt, und einzelne Zutaten ausgetauscht. 



Über 2.000 Rezepte mit nur 400 Abbildungen finden auf 1.500 Seiten Platz, mehr als 2 kg bringt das Kochbuch auf die Waage (mehr verkraftet meine Küchenwaage leider nicht – die sich beim wiegen verabschiedet hat). Leider wurde um vermutlich Gewicht zu sparen, an der Papierqualität gespart. So schnell sind mir schon lange keine Seiten mehr eingerissen, nachdem der Verlag nur ein Leseband spendierte, markierte ich mir aufgefallene Rezepte mit diversen Post-Its. Beim entfernen dieser verabschiedete sich leider die ein oder andere Seite – was mir bislang noch nie bei Kochbüchern passierte.

Die Einteilung ist allerdings vorbildhaft, die einzelnen Kategorien sind zum einen farbig unterschieden, zum anderen werden die einzelnen Rezepte der jeweiligen Kategorie in der Rezeptliste einzeln aufgeführt. Wer nach einer bestimmten Zutat sucht, wird im Rezeptindex fündig. Und auch die italienischen Namen wurden nicht vergessen.

Aufgeteilt wird in:

Küchenwissen / Saucen, Marinade, Gewürzte Butter / Antipasti, Pizza / Erster Gang / Eier und Frittata / Gemüse / Fisch und Meeresfrüchte / Fleisch und Innereien / Geflügel / Wild / Käse / Desserts und Backen / Besondere Anlässe / Menüs von Spitzenküchen

Das Hauptaugenmerk liegt auf alle Fälle bei Gemüse / Fleisch / Wild / Fisch, hier erfolgt eine weitere Unterteilung für die jeweiligen Sorte, um nur einige zu nennen wie Mönchsbart, weisse Rüben, Hammel, Innereien, Taube und Strauss, die Seespinne und Stör. Und dies in aller Ausführlichkeit. Die Stärke dieses Buches.

Andere kommen dafür viel zu kurz, neben dem Ersten Gang (=Pasta) dreht sich zum Beispiel auf gerade einmal 7 Seiten alles ums Thema Gelato – Eiscreme.

Wunderschön sind dagegen die ausführlichen Einleitungen zu den jeweiligen Kategorien und Unterkategorien. Nicht nur wird genau aufgeführt was eigentlich darunter verstanden wird, es wird auch auf die verschiedenen Möglichkeiten der Zubereitungsart, beim Fleisch den unterschieden zwischen den deutschem und italienischemm Schnitt, den diversen Garmethoden sowie den benötigten Mengen pro Person eingegangen.

Schade ist nur, dass kein Verweis beim einzelnen Gericht über die Region, aus der es stammt, zu finden ist. 

Es finden sich jedoch nicht nur typisch italienische Gerichte im Silberlöffel, auch Pancakes, Ente Orange, Gänsekeule süssauer, Brioche, Charlotten um ein paar der vielen aufzuführen, finden hier ihren Platz.

Der Silberlöffel in Action

Kochbuchtest - Selbst gekocht

Die Qual der Wahl ergab sich für mich, um aus den über 2.000 ein paar Rezepte zum nachkochen auszusuchen, besonders da mich beim durchblättern überraschend wenig angesprochen hat. Was wohl an der Fülle der Rezepte liegt, wer hat schon Lust soviel durchzublättern? Ich habe mich dafür für den einfachen Weg entschieden, und über den Rezeptindex ausgewählt. Klassische, italienische Gerichte.

  • Spargel mit Eiern

    Spargel mit Eiern

    Nachdem Mitte Mai noch keine Saison für viele der aufgeführten Gemüsesorten war und manch anderes auf dem Land nicht zu finden war, entschied ich mich für Spargel. Leider war bei keinen der Rezepte erkennbar ob grüner oder weisser Spargel verwendet werden sollte, durch das abgebildete Bild habe ich mich aber schließlich für grünen Spargel entschieden. Hier passte allerdings die Garzeit nicht, nach 15 Minuten wäre der Spargel perfekt für meine Nonna gewesen, persönlich liebe ich ihn aber bissfest und somit wanderte er schon nach 5 Minuten aus dem Wasser. Ein weiteres einfaches Rezept, dass gerade einmal fünf Zutaten umfasste. Aber eben doch den voller Geschmack des Spargels unterstreicht.

  • Ravioli mit Spinat-Ricotta Füllung

    Der Nudelteig ist mir hier komplett misslungen, er war einfach viel zu feucht. Ob es an den von mir verwendeten Klasse L Eiern lag? Keine Ahnung, auch fehlte für die Herstellung von Ravioli der Hinweis wie dünn der Teig ausgerollt werden muss. Als Anfänger ist man eindeutig chancenlos und kann sich nur auf seinen Instinkt von vorherigen Italiener Besuchen verlassen, wie dick den nun ein typischer Ravioliteig sein muss.

    Das gleiche Spiel bei der Füllung, die knapp gehaltene Anleitung spricht nur vom Waschen des Spinats. Wird in Italien der Spinat ohne Stängel verkauft? Persönliche beiße ich nicht gerne auf welche, weshalb ich sie vor dem blanchieren entfernte. Die Füllung ist simple, ohne das gewisse etwas.

    Bei der Herstellung der Ravioli wird erneut Fachwissen vorausgesetzt kein Hinweis darauf, wie die Teigplatten zusammen halten sollen. Im Buch wird nur von zusammenpressen gesprochen, was bei meinem „Versuchsravioli“ spätestens beim Kochen zum Verlust der Füllung führte.

  • Hähnchenroulade mit Sardellen und Kapern

    Hähnchenroulade mit Sardellen und Kapern

    Schon beim Lesen der Zutaten stutzte ich, 2 Hähnchenbrustfilets für 4 Personen? Wieviel Gramm wiegt wohl ein italienisches Hähnchen? In der Einleitung wurde von einem Hähnchen von 1kg für die Rezepte ausgegangen, ob dies auch für reine Hähnchenbrustfiletrezepte gilt? Oder sind hier die Hauptspeisen als Teil eines klassisch italienischen Menü zu betrachten, in dessen Vorfeld natürlich noch der Pastagang für Sättigung sorgte? Darauf fand ich leider in der Einleitung keinen Hinweis. Anstelle die Menge auf 2 Personen zu reduzierten, kochte ich also das normale 4 Personen Rezept für 2. Die Füllung aus Kapern und Sardellen war eine Überraschung, auch wenn sich das aufwickeln der Rouladen als erschwerend darstellte, da die Kapern nicht so wie ich wollten.

  • Crostini nach toskanischer Art

    Crostini nach toskanischer Art

    Keine Chance die 24 Stunden zum Marinieren zu übersehen, dick und fett steht es direkt über den Zutaten. Die Zeitangaben stimmten nicht ganz, nach knapp 10 Minuten stand bei mir die Mischung aus Sardellen, Kapern, Zwiebeln, Knoblauch und Chili bereits im Kühlschrank. Überrascht war ich nur über das verwendete Roggenbrot zum toasten, vom letzten Toskana Urlaub erinnerte ich mich nicht irgendwo Roggenbrot entdeckt zu haben, geschweige den bei den Corstini alla Toscana dies gekostet zu haben. Kurzer Hand mit Ciabatta getauscht, und es schmeckte tatsächlich wie in der Toskana.

Kochbuchfazit

Die Fülle der Rezepte ist der Vor- aber auch gleichzeitig der Nachteil des Silberlöffels. Wer ein umfangreiches Nachschlagewerk der einfachen italienischen Küche für Gemüse, Fleisch und Fisch sucht, ohne viel Aufwand, ist hier genau richtig.

Wer jedoch authentische Italienische Küche mit umfangreichen Anleitungen sucht, bleibt leider bei der Anzahl der Rezepte auf der Strecke.


Der Silberlöffel

Originaltitel: II Cucchiaio d'argento
ISBN13: 978-3841901187
Erstveröffentlichung: 2006 (Deutschland), 1950 (italienische Originalausgabe)
1504 Seiten



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Eine Antwort zu “Der Silberlöffel”

  1. Ich teile die Ansicht von “lunchforone” nicht.

    Okay für den Preis kann man nicht maulen, aber zu viel ist zu viel. Meine eigene Rezesion gibt es hier:
    http://aus-meinem-kochtopf.de/2012/der-silberloeffel/

    Ich empfehle bei der nächsten Auflage einige hundert Rezepte aus dem Buch zu nehmen und dafür das Register alltagstauglich zu machen. Kein Mensch sucht in einem Kompendium der italienischen Küche nach Polnischen Bohnen, Bayrischer Creme, Chicken Pie oder nach Rezepten mit Wiener Würstchen.

    Mit leckerem Gruß

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