Die neue echte italienische Küche

“Die echte italienische Küche“ überraschend neu und vielfältig

Autor: Cornelia Schinharl, Reinhardt Hess, Sabine Sälzer • Verlag: Gräfe und Unzer

Kochbuch-Rezension

Lange Zeit bin ich um „Die neue echte italienische Küche“ herum geschlichen wie eine Katze um die Rahmschüssel. Mir erschloss sich die Notwendigkeit nicht, nachdem „Die echte italienische Küche“ veröffentlich 1990 – einfach perfekt war, ein wirklicher Klassiker der Kochbuchwelt.
Wie sollten da überhaupt noch neue Rezepte gefunden werden, die mindestens mithalten können und noch kein alter Hut sind?

Kann allein der Zusatz „neu“ meinen Erwartungen gerecht werden?

Um es vorweg zu nehmen, das Versprechen des Titels wurde erfüllt.

Der erste Eindruck

Der Aufbau des Kochbuchs zur „neuen Küche“ entspricht weitgehend dem der Vorgängerin.

Die verschiedenen Regionen Italiens werden jeweils gesondert vorgestellt, die Rezepte in den jeweiligen Kapiteln sind dann in die Kategorien „Das Land und seine Produkte“ „Die Küche“ „Die Weine“ „Rezepte der Region“ und darauf folgend zwei Reportagen zu bestimmten Spezialitäten untergliedert.

Die ermöglicht dem Leser ein Eintauchen in die Welt Italiens, der italienischen Küche mit all ihrer Vielfalt.

Als Beispiel werden hier die Alpengebiete vorgestellt:
In der Rubrik „Das Land und seine Produkte“ werden die einzelnen Regionen dieses Gebietes, das Aostatal, Piemont, der nördliche Teil der Lombardei, Südtirol, Trentino und Friaul - Jurisch Venetien genannt. Weiter werden die Besonderheiten der Region beschrieben, lange Winter, Vorratshaltung und üppiges Grün. Ausführliche Beschreibungen ergänzen die stimmungsvollen Fotos der Landschaft und der typischen regionalen Erzeugnisse.
Die weitere Rubrik „Die Küche“ spannt den Bogen zwischen „Alles in Butter“ „Brotzeiten“ „Bodenschätze“ – die kostbaren Trüffeln im Piemont und „Süßes“ wieder begleitet von wunderschönen Fotos, reichlich beschrieben, von Produkten und Landschaft.
Schließlich folgt das ebenfalls reich bebilderte einseitige Kapitel über den regionalen Wein.

Dann geht es zu den eigentlichen Rezepten.
„Rezepte der Region“ gliedern sich in Antipasti, Primi Piatti, Secondi Piati, Contorni und Dolci.

Die angegebene Portionsgröße der Rezepte ist auf die Art der Speise (Vorspeise Hauptgang etc.) bezogen und orientiert an der angegebenen Personenzahl. Die Mengen waren in den getesteten Rezepten stimmig. Die Zutaten sind ohne Mühe erhältlich. Für Zutaten die nicht alltäglich sind werden auch Alternativen genannt. Die einzelnen Rezeptschritte sind nachvollziehbar. Die Rezepte verteilen sich zwischen einem bis zu vier auf einer Doppelseite. Alle Rezepte sind bebildert.

Die Aufnahmen wirken wie hausgemacht. Natürlich perfekt und vor allem stimmungsvoll in Szene gesetzt aber nicht künstlich wirkend, sondern vielmehr als könnten die Gerichte auch bei mir zuhause entstanden sein. Diese Art der Darstellung wirkt auf mich sehr authentisch und ansprechend. Es ruft förmlich „koch mich“ und sieht dann auch so aus. Ein eindeutiges „Daumen rauf“

Die beiden reichbebilderten mehrseitigen Reportagen in dem beispielhaft genannten Kapitel widmen sich den „Luxusknollen aus dem Eichenwald“ worin es natürlich um Trüffel geht und „Das Schwein hat nicht nur Schinken“.

Kochbuchtest - Selbst gekocht

Für mich kann ich sagen, dass alle Rezepte, die ich bisher aus dem Buch ausprobiert habe, gelungen sind, dass die Mengenangaben gut gepasst haben und dass es eindeutige kulinarische Neuigkeiten waren.

Farro Insalata
„Farro Insalata“, ein Salat aus Emmer mit gebackenen Cocktailtomaten, gewürzt mit Oregano. Das war ein Highlight. Ich liebe solche Salate und diese gebackenen Tomaten haben dem Gericht ein tolles Aroma verliehen. Einfache Zutaten, unaufwändig herzustellen aber mit großem Geschmackserlebnis.
Trofie nere primavera
„Trofie nere primavera“ sind selbst gemachte Olivennudeln mit Frühlingsgemüse (Erbsen, grüner Spargel, Zucchini). Etwas aufwändig, diese Mini-Schupfnudeln aus Ei freiem Pastateig zu formen, aber für das Ergebnis lohnt sich dieser Aufwand unbedingt! Ich habe das Gericht nach der Spargelsaison noch mit grünen Bohnen Zucchini, Erbsen und Lupinenkernen gekocht und das Ergebnis war genau so lecker.
Carne salada
„Carne salada“ ist eingesalzenes Rindfleisch mit gedünsteten Steinpilzen (bei mir braune Champignons) und Salat. Carpaccio kennt jeder und es wird langsam langweilig. Das hier war besonders. Die Kombination aus gesalzener Rindernuss, auf einem Salatbett aus Rucola mit in Walnussöl gedünsteten Pilzen war phänomenal.
Mozzarella con salsa di pomodori
„Mozzarella con salsa di pomodori“ Tomate-Mozarella ist ja nun wirklich in aller Munde. Hier wird fein abgewandelt. Tomaten werden zu einer Salsa, Zucchiniblüten gebraten und alles zusammen ist einfach lecker.
Parmigiana di Zucchine e acciughe
„Parmigiana di Zucchine e acciughe“ Zucchiniauflauf mit Sardellen und Mozarella. Ähnlich wie die klassische Parmigiana aber doch ganz anders.

Alle Gerichte waren neu für mich. Ich kannte sie in dieser Form nicht.

Sie sind alle gelungen, und sind sicher auch für Anfänger gut hinzubekommen (mit Ausnahme der Olivennudeln vielleicht, für die es etwas Fingerspitzengefühl in Sachen Nudelteig bedarf).

Kochbuchfazit

Kaufen, eindeutig kaufen.

Selten paaren sich in einem Buch ungewöhnliche Rezepte und die Möglichkeit, eine imaginäre Reise in ein schönes Land zu machen.

Und wer noch nicht genügend italienische Kochbücher hat, kauft sich den Vorgänger unbedingt auch noch!

Von mir gibt es für dieses Kochbuch eindeutige 5 Hütten. Es enthielt für mich durchweg neue Rezepte, die Rezepte haben alle funktioniert, die Aufmachung ist ansprechend und mir fielen keine Mängel auf, die zu einem Abzug geführt hätten.